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„Sei doch nicht so emotional“

Das bin ich. Es macht mich aus. So einfach konnte ich nicht immer über meine Emotionalität  schreiben, vor allem nicht im Kontext Business. 

“ Du bist mit Deiner Emotionalität  nicht professionell und untergräbst Deine Autorität“ 

Das sind die klassischen Aussagen, ich glaubte sie. Was mir in meiner ersten Führungsaufgabe nicht klar war. Es war nicht meine Emotionalität, sondern mein unsicheres Auftreten aufgrund meines Selbstbildes und ein fehlender Umgang mit Emotionalität. 

“ Ach Frau Krauss, sie und ihre Gefühle. Was soll ich davon halten?“

Dieser Satz von einem Vorgesetzten und/oder Kollegen kann unglaublich verunsichern. Ich erlebte das vor über 20  Jahren in einem  Controllinggespräch. Es machte nicht irgendwer, es mein Vorgesetzter. Er machte eine Aussage und stellte eine Frage. Klar und einfach.  Dem ist nichts hinzu zu fügen. Heute würde ich wahrscheinlich noch nicht einmal antworten oder die Aussage bestätigen. 

Was ich damals hörte, war der oben dick unterstrichene Satz “ Du bist mit Deine Emotionalität………..“

Es war Zeit, etwas für mich zu tun und mich entsprechend auszurichten. 

Meine Stärke ist, ein gutes Gefühl für das Zahlenwerk, ich erfasse Situationen intuitiv. Das lernte ich. Im Unternehmenskontext ein Gewinn für ein Unternehmen.

Im klassischen Sinne war ich keine Betriebswirtin,  meine Sprache war  nicht busineslike. Dazu kam ein Quereinstieg in eine Branche, mein Bild von businesslike und das eigene Selbstbild, das nicht dazu passte. Zu diesem Zeitpunkt unterschied ich  nicht, dass Emotionen in der Kommunikation förderlich oder hinderlich sein können.

Mich beeindruckten Menschen, die sich in Form und Sprache perfekt ausdrücken. Sitzungsabläufe haben ihre Struktur und Sprache, denen ich mich selten gewachsen fühlte.  Klassische Verwaltungsrats- oder Aufsichtsratssitzung immer ein Spießrutenlauf dieser Formen. So gab ich mir noch ein weiteres Urteil `Ich bin nicht professionell“. Was passierte mit mir.  Es war Zeit, etwas für mich zu tun und mich entsprechend auszurichten. 

Emotionale Kompetenz sind in allen Branchen wichtig. Die Unterscheidung, wann ist Emotionalität hinderlich und wann ist sie unterstützend und förderlich, versuche ich heute kurz zu beantworten.

Sind Emotionen busineslike?

Ja und nein ist meine Antwort. Hier biete ich folgende differenzierte Sichtweise an. 

Ich behaupte, dass diejenige, die sich als rational begreifen und in ihrem Selbst/Fremdbild so agieren, emotional sind. Sie wirken rational, habe einen völlig anderen Umgang.  In den Entscheidungen, im Agieren und in den Handlungen kannst Du sie erkennen, weniger in der direkten Kommunikation. 

Sie haben einfach Strategien entwickelt, ihre Emotionen gut zu verbergen. Noch besser, wenn sie Empathen um sich versammeln, dann delegieren sie die Emotionen weiter.  Das passiert unbemerkt, auf der unbewussten Ebene. Ich bin sicher, dass jede*r der Player dieses Spiel unbewusst spielt. Es endet, wenn einer es auflöst, meistens Diejenigen, die sich nicht wohl fühlen in der Zusammenarbeit. Das ist heute nicht mein Fokus, darüber schreibe ich gerne ein anders Mal. Es gibt so vielfältige Möglichkeiten. Das gilt übrigens für alle Formen der Kommunikation, in Partnerschaft, Freundschaft, im Business……..

Emotionen sind dann hinderlich in der Kommunikation, wenn sie auf der unbewussten Ebene passiv oder aktiv ausgedrückt werden. Das ist menschlich, passiert laufend. Es heisst, ein Akteur*in fühlt sich an einem wunden Punkt getriggert und reagiert. 

In meinem Beispiel war es meine Unsicherheit im Umgang mit neuen Arbeitsfeldern. Es gab einige  Minenfelder zu Beginn meiner neuen Führungsaufgabe als junge Frau.  Als Quereinsteigerin war ich unsicher, emotional  damit beschäftigt, mich zu verteidigen.  

Das konnte ich in guten Workshops klären, die Differenzierung bleibt, die möchte ich aufzeigen. 

Emotionen sind dann förderlich, wenn wir uns unserer Emotionen bewusst sind. Wenn wir uns selbst auf dem Spielfeld unserer Emotionen befinden. Dann kann es Freude machen, emotional zu diskutieren, unsere Ziele mit der ganzen Kraft unserer Emotionen zu vertreten. 

Sätze, wie “ Du bist zu emotional“ bedeuten ein Schulterzucken, in der entwickelten Form ein Kompliment.  Meine Emotionen werden zu meinen Spielgefährten. Du nutzt die Kraft Deiner Emotionen. 

Ich bin davon überzeugt, dass es Deiner Kommunikation, Deinen Projekten  dient und dieses innere Engagement und Herzblut nur dann Missfallen findet, wenn mein Gegenüber andere Ziele hat. 

Das ist eine andere Diskussion. 

Agieren statt reagieren bedeutet seine Gefühle und Emotionen wahrzunehmen, sie zu kennen und zu verstehen. Das ist ein Baustein emotionaler Intelligenz. Sein Emotionen zu steuern und im Sinne des eigenen Ziels einzubinden, ein weiterer. Eine wertschätzende Empathie für das Gegenüber rundet die Emotionale Intelligenz ab.  Der letzte Punkt ist wesentliche Grundlage, es geht nicht darum, andere über den Tisch zu ziehen, weil wir emotional einen Schritt weiter sind. 

Wenn unsere Zukunftsskills einer entwickelten  digitalen Gesellschaft unter anderem eine ausgeprägte vertrauensvolle Dienstleistungsorientierung, Problem-lösungsfähigkeit, Kreativität,  Kritisches Denken sind, dann ist eine ausgeprägte emotionale Intelligenz die Grundlage. Vertrauen ist wirklich die Währung der Zukunft, wie ein geschätzte Freundin betont.  

Szenenwechsel: Controlling einige Jahre später – Mein Vorgesetzter fragte mich zu Eingang „na Frau Krauss, was sagt ihr Gefühl zu unserem Zahlenwerk“? So ist es mir gelungen, meine sinnliche Beziehung zum Zahlenwerk zu transportieren. Jetzt könnte ich das nächste Fass aufmachen. Ist Sinnlichkeit businesslike?

Herzlichst

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